Friedensschlüsse: Stockholm 1720; Nystadt 1721.
52 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
faßte Karl Xii. die Vernichtung des Zaren ins Auge. In der Verfolgung dieses Plaues jedoch beging er einen verhängnisvollen Fehler. Anstatt sich nach Norden in die Ostseeprovinzen zu wenden, ließ er sich durch Versprechungen des Kosakenfürsten Mazeppa, der sich von russischer Oberherrlichkeit frei machen wollte, überreden, in die mit Sümpfen, Wäldern und mageren Steppen bedeckten unwirtlichen Ebenen der Ukraine zu ziehen. Hier ereilte ihn das Verderben. Peter I. kam mit starker Streitmacht herbei und fügte Karl, dessen Heer durch Anstrengung und Krankheit geschwächt gewesen war, 1709 bei Pult a w a eine Niederlage zu, die ihn aller seiner Siegeshoffnungen beraubte. Als hilfloser Flüchtling rettete er sich aus türkisches Gebiet. Füus Jahre lang genoß und mißbrauchte er die Gastfreundschaft der Pforte. Als er endlich eine für die Erhaltung des Friedens im Lande bedenkliche Rolle spielte, forderten die Türken von Karl den Abzug. In einem vierzehntägigen kühnen Ritte eilte er durch Ungarn und Deutschland und erschien 1714 vor Stralsund. — In der Zwischenzeit war August Ii. nach Polen zurückgekehrt und hatten die Verbündeten die schwedischen Besitzungen in Deutschland angegriffen; auch hatten sich Hannover, sowie König Friedrich Wilhelm I. von Preußen den Feinden Schwedens angeschlossen, letzterer, um die Mündungen der deutschen Flüsse, namentlich der Oder, vor abermaliger fremder Besitzergreifung zu retten. Vorpommern, selbst Stralsund gingen für Schweden verloren. Um sich für diese Verluste zu entschädigen, machte Karl Xii. plötzlich einen Einfall in Norwegen, das damals zu Dänemark gehörte. Bei dieser Gelegenheit fand er — es geschah in den Laufgräben vor der norwegischen Grenzstadt Friedrichshall — durch eine vielleicht von Mörderhand abgeschossene Kugel seinen Tod.
7. Schwedens Macht war gebrochen. Die neue Regierung mußte die Beendigung des Krieges durch schwere Opfer erkaufen. In den Friedensschlüssen von Stockholm (1720) und Nystadt am Bottnischen Meerbusen (1721) erhielt Preußen Stettin und Vorpommern bis zur Peene mit Usedom und Wolliu, Hannover die Fürstentümer Bremen und Verden, Rußland Jugermanland, Esthland und Livland. August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Rügen, Stralsund und Wismar blieben bei Schweden (bis 1815).
Bedeutung der Friedensschlüsse. Schweden, dessen Ansehen schon durch die Fehrbelliuer Schlacht einen Stoß erlitten hatte, verlor seinen Nimbus und sank von seiner stolzen Höhe herab, auf die es durch Gustav Adolf gebracht worden war. Rußland stieg empor und trat in den Kreis der europäischen Großmächte ein. (Peter I. nannte sich seit 1721 „Kaiser aller Reußen" und stellte sich damit dem Deutsch-römischen Kaiser gleich.) Mit dem Besitze der
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Extrahierte Personennamen: Friedensschlüsse Karl_Xii Karl Mazeppa Karl Karl Karl Karl August Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Karl_Xii Karl Schwedens August Gustav_Adolf Gustav Adolf Peter_I.
Extrahierte Ortsnamen: Stockholm Französischen_Revolution Ungarn Deutschland Polen Deutschland Hannover Schweden Norwegen Friedrichshall Stockholm Bottnischen_Meerbusen Stettin Hannover Esthland Livland Stralsund Wismar Schweden Schweden
§ 91. Friedrich Iii. Friedrich Wilhelm I.
63
Um der Landwirtschaft zu dienen, setzte er die von dem Großen Kurfürsten begonnene innere Kolonisation fort, indem er 1731 etwa 20000 von dem Bischof Firmian von Salzburg aus ihrer Heimat vertriebene Protestanten aufnahm und sie namentlich in Pommern und Ostpreußen ansiedelte; um die Leistungsfähigkeit der heimischen Industrie zu steigern, bewahrte er sie durch Schutzzölle und Einfuhrverbote vor erdrückender ausländischer Konkurrenz (Aufnahme böhmischer Tuchweber); um seine Untertanen mit besseren Kenntnissen und Fertigkeiten auszurüsten, gründete er, dem Wissenschaft und Kunst gleichgültig waren, viele Volksschulen, führte er den Schulzwang ein und rief das erste Seminar zur Heranbildung von Volksschullehrern in Preußen ins Leben.
5. Ein besonderes Anliegen war dem König die Steigerung st^™natbfr
der Wehrkraft des Landes. Aus diesem Grnnde wandte er der
Armee die größte Sorgfalt zu, wobei dem sonst so sparsamen Monarchen keine Ausgabe zu groß war. Es gelang ihm auch, dnrch Aushebung von Landeskindern (meist Bauern) und durch Anwerbung Fremder die Zahl seiner Truppen von 38000 aus etwa 80000 zu
bringen und ein sehr tüchtiges, in der Hauptsache aus heimischen
Adeligen zusammengesetztes Offizierskorps zu schaffen. (Errichtung eines Kadettenhauses.) Wesentliche Dienste bei der Verbesserung des Heerwesens leistete ihm sein vertrauter Ratgeber Leopold von Dessau (der „alte Dessauer"), der sich im Spanischen Erbsolgekrieg Lorbeeren erworben hatte. Eine beinahe krankhafte Vorliebe zeigte Friedrich Wilhelm I. für „lange Kerle". Wo er solche antraf, ließ er sie anwerben. Er bildete ans ihnen die bekannte Potsdamer „Riesen-
garde", in welcher er sein „militärisches Ideal zu realisieren suchte".
6. Unter der Regierung Friedrich Wilhelms I. erfuhr Preußen Vergrößerung eine wertvolle Erweiterung. Im Utrechter Frieden, 1713, erhielt es ^ieu'un''' Obergeldern (§ 85, 9) und im Stockholmer Frieden, 1720, wurde
ihm Vorpommern zwischen Oder und Peene, Stettin und die Inseln Usedom und Wollin einverleibt (§ 87, 7). Dagegen trat es seine afrikanischen Kolonien, weil deren Behauptung sehr kostspielig war, an die Hollandisch-ostindische Kompagnie ab.
Friedrich Wilhelm I. starb 1740. Er hinterließ ein pflichttreues Beamtentum, ein schlagfertiges, starkes Heer, eine gefüllte Staatskasse, einen Staat von 2200 Quadratmeilen und etwa 2 a/4 Millionen Einwohner und dies Erbe gewährte seinem Sohn und Nachfolger die Mittel zur Ausführung seiner gewaltigen Taten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Wilhelm_I.
§ 78. Der Westfälische Friede 1648.
21
Verdun (§ 70, 3), die Vogtei über 10 elsässische Reichsstädte (Kolmar, Schlettstadt, Hagenau, Weißenburg, Landau u. ct.; Straßburg nicht.)
b. Schweden erhielt: Vorpommern, die Inseln Rügen, Usedom, Wollin, das feste und handelsmächtige Stettin, Wismar in Mecklenburg, die Bistümer Bremen (ohne Stadt) und Verden als weltliche Herzogtümer, außerdem 5 Millionen Thaler Soldrückstände. Da die abgetretenen Gebiete Bestandteile des Reiches blieben, so trat Schweden in die Zahl der deutschen Reichsstände ein, erhielt also Sitz und Stimme auf den Reichs- und Kreistagen und damit beständigen Einfluß auf die innerdeutschen Angelegenheiten.
c. Brandenburg, das nach einem alten Erbvertrag Anspruch aus ganz Pommern hatte, erhielt bloß Hinterpommern und als Ersatz für Vorpommern die vormals geistlichen Gebiete Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin.
d. Bayern blieb im Besitz der Oberpfalz (§ 73, 4) und der Kurwürde, mußte aber die Rheinpfalz (Hauptstadt Heidelberg) an den Sohn Friedrichs V., des Winterkvnigs, an Karl Ludwig abtreten, für den dann eine neue Kur (die achte) errichtet wurde.
Der Gesamtverlust Deutschlands belief sich auf etwa 1900 □ Meilen und 4j/2 Millionen Einwohner.
e. Holland, welches seit seiner Lossagung von Spanien (1579, § 71, 4) und die Schweiz, die seit 1499 den Zusammenhang mit dem Deutschen Reiche tatsächlich aufgehoben hatten (§ 52, 4), wurden nun auch rechtlich in ihrer Selbständigkeit anerkannt. Infolgedessen verlor Deutschland eine natürliche Schutzmaner gegen Angriffe von Süden uni) für lange hinaus die Möglichkeit, durch blühenden Seehandel reich und mächtig zu werden.
Ii, Religiös-kirchliche Bestimmungen.
a. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auf die Anhänger derreformiertenlehre ausgedehnt. Leider behielten auch jetzt noch die Landesherren das Recht, die in ihrem Territorium herrschende Religion zu bestimmen, nur in einer Beziehung machte man den Untertanen Zugeständnisse; man gewährte ihnen Gewissensfreiheit, die Hausandacht, die Ausübung von Handel und Gewerbe und die freie Auswanderung.
b. In Hinsicht auf den Besitz geistlicher Güter und Stifte wurde nach langen heftigen Kämpfen (die Protestanten forderten 1618, die Katholiken 1630) das Jahr 1624 als Normaljahr festgestellt mit der Bestimmung, daß alles, was eine Religionspartei am 1. Januar 1624 au Territorialbestand besaß, ihr auch in Zukunft verbleiben sollte. Damit erfolgte die Aufhebung des Restitutionsedikts.
Religiös-lirchl.
Bestimmungen.
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Extrahierte Personennamen: Kolmar Straßburg Friedrichs_V. Friedrichs_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hagenau Weißenburg Landau Schweden Wollin Stettin Wismar Mecklenburg Bremen Schweden Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Halberstadt Minden Oberpfalz_(§ Deutschlands Holland Spanien Schweiz Deutschland
174 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß.
loren hatte, sowie Jülich, Berg und die früher geistlichen Gebiete von Köln und Trier, also das jetzige Westfalen und die Rheinprovinz; 4. das schwedische Pommern (Peene bis Stralsund) und die Insel Rügen. Preußens Grenze erstreckte sich somit quer durch Deutschland, von Memel im äußersten Nordosten bis nach Saarbrücken im Südwesten. Allein sein Zusammenhang war, was seine weitere Entwicklung und Machtentfaltung erschwerte, durch eifersüchtige Staaten (Hannover, Braunschweig) unterbrochen, so daß es in zwei Hülsten, eine östliche und eine westliche, zerfiel. Der nunmehrige Territorialbestand verknüpfte den preußischen Staat auf das engste mit den Geschicken Deutschlands; nach zwei Seiten hin, am Rhein und an der Weichsel, erwuchs ihm die wichtige Aufgabe, treue Wacht zu üben, der Hort der nationalen Interessen zu sein.
Bayern trat Tirol mit Voralberg, Salzburg und das Jnn-viertel an Österreich ab, behielt die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth, sowie die durch Säkularisation und Mediatisierung gewonnenen Gebiete und bekam außerdem Würzburg, Aschasseuburg und die Pfalz mit Ausnahme des an Baden gekommenen rechtsrheinischen Teils mit Heidelberg und Mannheim.
Das (seit 1714, § 85, 9) durch Personalunion mit England verbundene Hannover wurde zum Königreich erhoben und erhielt (von Preußen) Ostfriesland, Hildesheim und Goslar.
Rußland erhielt das Großherzogtum Warschau als Königreich Polen. England behielt Malta, Helgoland und einen Teil der französischen und holländischen Kolonien, wie Ceylon, Kapland, Plätze in Indien (unbedingte See- und Kolonialherrschaft). Schweden blieb im Besitz von Norwegen (Personalunion); Dänemark wurde für Norwegen mit Lauenburg entschädigt. Holland (die frühere Republik) und Belgien wurden zu dem „Königreich der Niederlande" vereinigt, Spauien und Portugal den einheimischen Dynastien (Bourbonen und Bragauza) wieder zurückgegeben, die Schweiz und der Kirchenstaat wieder hergestellt.
B. Der Deutsche Bund.
Das Verlangen 1. Neben der territorialen Neugestaltung Europas hatte der Kongreß Z"mammc"nsch?ußuoch eine zweite wichtige Aufgabe zu lösen: die Herstellung einer te|tämme.en n e n e n deutschen Verfassung. Das alte Römische Reich deutscher Nation war 1806 zertrümmert worden. Etwas anderes sollte an seine Stelle gesetzt werden. Aber was? Ja, das war eine Sache, worüber die verschiedensten Ansichten wirr und unklar hin- und herwogten und welche endlich nach Überwindung vieler Schwierigkeiten doch nur eine äußerst unvollkommene Erledigung fand. Die glänzenden Taten
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Extrahierte Personennamen: Voralberg
Extrahierte Ortsnamen: Wiener_Kongreß Westfalen Stralsund Deutschland Hannover Braunschweig Deutschlands Rhein Salzburg Ansbach Bayreuth Aschasseuburg Baden Heidelberg Mannheim England Ostfriesland Hildesheim Goslar Warschau Polen England Malta Helgoland Ceylon Kapland Indien Schweden Norwegen Norwegen Lauenburg Holland Belgien Niederlande" Portugal Europas
könne. Dadurch mußte nun die christliche Religion im
offenbaren Widerspruche mit den übrigen Staats-Re«
llgionen stehen, und einen tausendjährigen Kamps erzeu-
gen, der längst beendigt wäre, wenn der Weg, den die
Wahrheit durch die Seelen der Menschen geht, nicht ein
so langsamer, aber auch desto tiefer eindringender wäre.
Etwas bekannter war nun auch das ntchtrömische
Europa geworden. Im Nordasien Europas saßen
Sarmaten, deren Völkerstämme schon in Asien nördlich
vom kaspischen Meere beginnen. Nördlich von der
Mündung der Donau die Gesen, Darier, Bastarner,
Nord-Pannonier, Jazygeu; nördlich von ihnen im
heutigen Ostpreußen bis Liefiand die Aestier, Veneder
und andere. Wichtiger aber waren bei weitem, die-
Völker, die im heurigen Deutschland von der Weichsel
bis zum Rhein, von der Donau bis zur Nord- und
Ostsee faßen; ein fräftiges, tapferes, blondhaariges,
blauäugiges Volk; einfacher Sitte, kriegerisch, bald
nomadisch, bald als Jäger, nur zum kleinsten Theile
vom Ackerbaue lebend» Denn noch deckten ungeheuere
Wälder und Moräste die uralte Heimajh. In mxhr
als fünfzig einzelne Stämme zerfielen sie; nur Sprache,
Freiheitsliebe und Nationaleigenschaften, wi? Gast-
freundschaft, Tapferkeit, besondere Achtung gegen das
weibliche Geschlecht, Liebe zum Kriege, zum Trünke und
Spiele waren ihnen gemeinsam. Die wichtigsten der
einzelnen Stämme waren: an der Ostsee die Purgun-
dionen, Rugier. Varner, Gothen (die auch Schwe-
den später besetzten), die Cimbern, (im heutigen
Holstein), die Chancen, Friesen an dex Nordsee; dann
längst des Rheins hinauf die Bataver, Usipeter, Ten-
cterer, Ubier, Mattiaker, Nemeter, Tribokker^ Van-
gionen; im Innern des nördlichen Deutschlands die
Sigambern, Bructerer, Angrivarier, Chasuarier, Chat-
fen (die Vorfahren der Hessen), Cherusker in den
Harzgegenden, Fosen, Longobarden, Sueven (wieder'tn
viele Unterstämme zerfallend). Im südlichen Deutsch-
land, aber nördlich von der Donau, besonders die
Hermunduren, Marcomannen, Narisker u» a. m. —
Sprache, und selbst Religion mag auf asiatischen Ur-
sprung Hinweisen, aber von ihrer Einwanderung schweigt
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Extrahierte Personennamen: Kamps
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordasien_Europas Asien Donau Deutschland Rhein Donau Ostsee Ostsee Holstein Nordsee Rheins Deutschlands Hessen Donau Marcomannen
Insel Rügen, groß 70 J Quadrakweil-en / Einwoh-
ner ü-.-r 10000. Da es Weizen, Roggen, Gerste,
Ma Hafer, Erbsen, Butter, Löb.»ck, P;erde, Schwei-
ne, Fische, Wolle, Flachs, den Auswärtigen, vornehm-
lich den Schweden und Norwegern überlaßt: so kann
man daraus auf die Vortreflichkei der Laudwirlhschaft,
worinn sich die Insel Rügen noch vor Pommern aus-
Zmchnct, schließen. Düs Land hat vier Hafen,
S t t a l su n d, G r e r fs w aide mit einer Universi-
tät, Wolgast und Barth.
S t r a i lu n d, die Hauptstadt, eine starke Festung,
hat Handlung , ist der Sitz des königlichen Statt-
halters und der Landesregierung.
2. Churfürstenthum Brandenburg, König
von Preußen, Friedrich Wilhelm Ii. geb. 1744,
reform. Religion. Es wird cingetheilt in
A. die N e umark, groß 220. Ouadrar ner len,
Einwohner 246200, sehr sandig und unfruchtbar^.
Die Schaafe liefern die fernste Wolle in den könig-
lichen Landern, die Waldungen Holz, Teer und Pott-
asche zur Ausfuhr. Her Flachsbau ist stark; dch
Serdenkultur hat zugenommen. Die Manufakturen
sind durch die königliche Aufmunterung sehr gehoben»
Man macht Tücher, Ealmanke, Camelotte, Sarsche
u. si Zeinwand, Leder, Wachs , schwarze Seife,
Tapete;;, Tuchmacherkamme, Pfeiffen. Es sirrd auch
Elsenhütten und Hammerwerke bey Zanshausen
und Zanzthal im Gange.
a) Küstri n, die Hauptstadt, eine starke Festung
an der Ober, welche hier die Warte aufniinmt.
b) Züllichau, in dem ehemaligen Herzogthum Cros-
sen, hat wichtige Tuch -und Wollenmanufaktureil,
un-
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Extrahierte Personennamen: Barth Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm
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sehr schöne Aussichten. Ackerbau und Viehzucht sind
die vornehmsten Nahrungszweige. Man baut alle Ar«
ten von 'Getreide, Obst, Gartengewächse, Toback,
Flachs, Hopfen. Die Rindvieh - Schaaf- und Schwei-
nenzucht wird mit gutem Erfolge betrieben. Die Bie-
nenzucht ist auch von Bedeutung. Die Waldungen ha-
den Eichen, Buchen und Tannen. Da fast gar kerne
Manufakturen vorhanden sind; so treiben die Maaren
roh auögeführt und oft verarbeitet wieder ins Land ge-
bracht. Aber cs kommt fehr viel Geld ins Land für
aulgeführte Getreidarcen, Butter, Wolle und Toback/
Holz, frisches und getrocknetes Obst, Vieh, Pferde^
Wachs, Honig, Felle und Haute aller Art rc.
a) Schwerin, die Hauptstadt und Residenz des Herzogs
der Schwerinijchen Linie, dar eine sehr reizende Lage am
schweriner See, Einwohner locoo,
b) Parcdi in, har guten Handel mit Korn, Holz, Wolle rc.
vcnorgt auch das platte Land mit auswärtigen Maaren,
und har einige Fabriken in Wollenwaaren.
0 Boitzenbur g, an der Elbe, wo ein Zoll ist, niacht ansehn-
liche Weirerveljcnduugsgeschäfte auf der Elbe und zu Lande.
6) Güstrow, gehört unter die vornehmsten Städte, hat
guten H iidel, und ein fürstliches Schloß.
«Ü Im Amte Eldena ist ein Salzwerk, dergleichen mehrere
im Lande sind.
f) Rostock, an der Äza.rnow, an deren Mündung der Hafen
Warnemünde liegt. Sie ist die größte Stadt in Mekr
lendurg Die Handlung fängt an lebhaft zu werden, und
wird auf eigenen Schien mit den Landern an der Ostfee,
auch mit Lnglaud, Holland, Frankreich und Spanien getrie-
den. Die Universität zu Bü tzvw tst im 2« *789* mit der
hiesigen wieder vereinigt worden.
g) Wismar, eine Stadt an der Ostsee, ist schwedisch, hat
Gch'ffarth und Handel mit Getreide und Holz aus dem
Meklenburgischen.
B. Mecklenburg.strelitz, Herzog Adolph
Friedrich der Vi. geb. 1738, luther. Rcliglon, groß
60 Ouadratmeilen, Einwohnor 60000. In Anse-
hung
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Extrahierte Personennamen: Adolph
Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwerin Eldena Rostock Ostfee Holland Frankreich Spanien Wismar Ostsee Meklenburgischen Mecklenburg
75
Könige von Preussen, das übrige dem König von Schwe«
den.
A. Das Herzoglhum Pommer n preußischen
Antheils, groß 442 Quadratmeilen, Einw. 465000,
sehr eben und niedrig, sandig gegen Süden, hat
viele Landseen und Flüsse, Waldungen, guten Ackerbau,
vornehmlich an der Seeküste, viel Obst und Hülsen-
fruchte, Hanf und Flachs, woraus viel Leinwand von
der grobem Sorte gemacht, auch ausgeführt wird^
Auch werden Pech, Theer und Pottasche versendet.
#) Stettin, die Hauptstadt an der Od er, eine Fe-
stung , Einw. bey 20000, hat gute Tuch - Rasch-
Zeug - Hut - Strümpfe - Garn - und Baumwollen-
Manufakturen, Holz wird viel ausgeführt, auch
andere Manufakturwaaren, Salz, böhmifches Glas,
Obst, Kramwaaren, Etamin und andere Zeuge,
auch eine nachahmungswürdige Spinnfchule, und
der Handel ist sehr lebhaft,
b) Stargard, in einer sehr fruchtbaren Gegend,
hat verfchledene Manufakturisten, Tuchmacher,
Leinweber, Hutmacher u. f.
e) Colberg, an der Ostsee, eine Festung, wo
ein Salzwerk ist. Es werden hier Flanelle und
andere Wollenzeugwaaren gemacht , auch Lemwand-
manufakturen sind daselbst.
6) Zu Stolpe wird der Bernstein verarbeitet,
e) Lös!in, oder Lossalin hat einige Manufakturen,
vorzüglich in Wolle, und treckt Handel,
k) Anclam an derpeene, hat Handel,
g) Cammin, nicht weit von der Ostfee, ehemals
der Sitz eines Bischofs.
Z. Das Herzoglhum Pommern Schwedischen
Antheils, oder ein Theil von V 0 r p 0 m m e r n mit der
Insel
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120 . 64. Die mittlere deutsche Geschichte. Iv. Periode, 12731517.
thum Orange an der Rhone; spter gelangte die darnach benannte nassan-oranische Linie zur Erbstatthalterwrde und 1815 zum Knigsthron in den Niederlanden. Aus der Walram'scheu Li-uie stammte König Adolf von Nassau. Nach mancherlei Spal-tuugeu dieser Linie blhten zu Anfang unseres Jahrhunderts von der-selben noch zwei Zweige: Usingen (bis 1816) und Weilburg. Nassau, seit 1806 Herzogthum, wurde 1866 mit Preußen vereinigt.
15. Das Haus Mecklenburg (Michelburg d. i. Groburg) fhrt seinen Ursprung bis auf Prodis law zurck, der schon L170 zum beutscheu Neichsfrsteu erhoben wurde. 1349 bekam das Haus Meck-leuburg von Kaiser Karl Iv. die Herzogswrde. Nach' mancherlei Spaltungen verblieb seit 1701 die Grabower oder Schweriner und die ^-trelitzer Linie, welche beide 1815 die groherzogliche Wrde erhielten.
16. Das Herzogshaus von Pommern an der Ostsee zu beiden Sei-teu der untern Oder ist slavischen Ursprungs. Bischof Otto von Bamberg verbreitete daselbst um 1128 das Christentum. Mit der Pflanzung des Christenthums begann auch die Germanisiruug des Landes. Stammvater der Herzoge ist Swantibor f 1107. Die beiden Hauptlinien feines Haufes sind Stettin und Wolgast, von denen die erstere fchon 1464, die letztere mit Bogislaw Xiv. 'l637 ausstarb, mit welchem das ganze Herrfcherhaus erlosch. Brandenburg, von dem Pommern seit Heinrich des Lwen Fall lehnsabhngig gewesen, machte seine Erbansprche geltend. Aber im westflischen Frieden bekam der groe Kurfürst von Brandenburg nur Hinterpommern und das Bisthum Camin. Vorderpommern, das damals an Schweden kam, wurde erst 1720 theilweise und 1814 vollstndig mit Preußen vereinigt.
17. Die Bewohner der Dithmarschen d. i. deutschen Marsen, ein schsischer, mit friesischen Einwohnern vermischter Volksstamm (im westlichen Holstein), waren in fortwhrende Kmpfe mit Dnemark, Holstein und dem Erzbischof von Bremen verflochten. Kaiser Fried-rich Iii. belehnte den König von Dnemark mit den Dithmarschen. Aber erst 1559 kam dies tapfere Volk bleibend unter holsteinische und dnische Herrschaft.
18. Das Ordensland der Dentschherren (. 48, 3) war zwar kein eigentlicher Theil des deutschen Reiches; doch hat sich der Orden, der als solcher unter der Oberhoheit des ppstlichen Stuhles stand, um die Ausbreitung deutscher Bevlkerung und deutscher Kultur im Nordosten Europa's besonders verdient gemacht. Von Kaiser Friedrich Ii. wurde der zweite Ordensmeister Hermann von Salza unter die deutschen Reichsfrsten aufgenommen. Unter ihm begann durch den tapfern Landmeister Hermann Balk im Verein mit dem lievlndischen Schwertorden die Eroberung Preuens 1227. Allein erst nach lang-
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Extrahierte Personennamen: König_Adolf_von_Nassau Adolf Karl_Iv Karl Otto_von_Bamberg Otto Heinrich Heinrich Fried-rich_Iii Friedrich_Ii Friedrich Hermann_von_Salza Hermann_Balk